Zum Nachdenken
Neulich einen Handwerker gerufen. Der ältere Mann kam langsam die Stiege rauf. “Knieoperation”, sagte er nur. Er könnte längst in Pension sein. “Irgendwer muss ja die Arbeit machen”, sagte er. “Kaum gute Bewerber.”
Der Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus. Gleichzeitig aber auch die Lehrstellen. In Wien werden 2018 nur noch 7,5 Prozent der Unternehmen Lehrlinge ausbilden. Die Gründe: Mangelnde Schulausbildung der Bewerber, sowie sparzwang aufgrund der Wirtschaftskrise. Wenn es eng wird, sparen die Unternehmen nicht bei Steuerberater und Managementgehältern. Da wäre die Gefahr unmittelbarer Verluste zu hoch. Sie sparen beim Nachwuchs. Eine Zeit lang lassen sich Pensionsantritte hinausschieben; Fehler angelernter Hilfskräfte verbergen; anderswo Fachkräfte abwerben. Aber irgendwann ist die Lücke da, die der Sparzwang verursacht hat.
Sparzwang? Lehrlinge verdienen je nach Branche im ersten Jahr 500 bis 900 Euro im Monat. Brutto. Natürlich kosten sie den Ausbildner mehr. Aber die Folgekosten dieser Entwicklung werden weit höher sein.
© birgit.braunraht@kurier.at